Aphrodite

Aphrodite
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Göttin der Liebe; bei Homer die Tochter des Zeus* und der Dione (Ilias III 374, V 370f.), nach Hesiod aber die »Schaumgeborene«, weil sie aus dem Schaum hervorkam, der sich rings um die von Kronos* mit einer Sichel abgeschnittenen und ins Meer geworfenen Genitalien seines Vaters Uranos* bildete (Theogonie 188–200). Die urtümlich-grausig wirkende Erzählung Hesiods verdankt ihre Entstehung dem Versuch, einen ungriechischen Namen zu deuten: Man vermutete gr. aphros, Schaum, als seinen ersten Bestandteil. Solche »volksetymologischen« Ausdeutungen sind häufig; als Beispiel sei Prometheus* genannt. Daß es sich bei Aphrodite um eine der großen Mutter- und Fruchtbarkeitsgöttinnen des vorderasiatischen Raums, eine »Herrin der Tiere« handelt, beweist recht deutlich der 5. Homerische Hymnos, in dem ihre Verbindung mit Anchises* breit geschildert ist. Dort »weckt sie in den Tieren Verlangen, daß sie sogleich zu Paaren sich finden im schattigen Hofraum« (Homerischer Hymnos V 73 f.). Auch die Verbindung mit Adonis** gehört hierher. Von den Römern wurden die Mythen um Aphrodite auf Venus* übertragen. Daß Aphrodite ihren ungeliebten Mann, den hinkenden Schmiedegott Hephaistos*, mit Ares* hinterging und mit diesem zusammen von dem Betro-
genen in einem goldenen Netz gefangen wurde, davon berichtet der Sänger am Hof des Phäakenkönigs in der ›Odyssee‹ (VIII 267–366). Angesichts der beiden in flagranti Ertappten stimmen die von Hephaistos herbeigerufenen Götter ein »homerisches« Gelächter an, und mancher von ihnen läge gern so eng neben der schönen Göttin, die auch beim Urteil des Paris* ihre Reize wirksam einzusetzen wußte.
Die Zahl der gemeißelten und gemalten Aphroditen aus gut 2500 Jahren ist unübersehbar; besonders berühmt sind die ›Geburt der Aphrodite‹ vom Mittelteil des ›Ludovisischen Throns‹ (um 460 v. Chr., Rom, Palazzo Altemps und Sammlung Ludovisi), die knidische Aphrodite des Praxiteles (um 450 v. Chr., Kopie in den Vatikanischen Museen, Rom), die ›Venus von Milo‹ (der Insel Melos, 2. Jahrhundert v. Chr., Paris, Louvre) und die etwas spätere ›Venus Landolina‹ im Museum von Syrakus, die zum Typ der »Kallipygos« gehört, der Aphrodite mit einem besonders wohlgeformten Hinterteil. Ein Bild von unbeschreiblichem Zauber ist Sandro Botticellis ›Geburt der Venus‹ (um 1480, Florenz, Uffizien): Windgötter geleiten die auf einer großen Muschelschale treibende, nackte Göttin dem Land zu, wo ihr ein prächtiges Kleid angelegt werden wird. In preziösen Gewändern sehen wir die Göttin auf zwei anderen Bildern Botticellis, der Allegorie ›Frühling‹ (um 1478, Florenz, Uffizien) und auf
der Tafel ›Venus und Mars‹ (um 1483, London, National Gallery), während das von Lukas Cranach d.Ä. 1530 gemalte ›Urteil des Paris‹ (Staatliche Kunsthalle, Karlsruhe) sie wieder nackt zeigt und den Betrachter schmunzeln läßt: Gar zu komisch kokettieren die drei Göttinnen vor dem schwer gerüsteten Prinzen, eine steht sogar auf einem Bein! An Auguste Renoirs gleichnamigem Alterswerk (um 1914, Philadelphia, Privatbesitz) bezaubern leuchtende Farben und üppige Rundungen. Verstreut über die großen Museen Europas sind Darstellungen der Venus mit ihrem Sohn Amor aus der Werkstatt Lukas Cranachs d. J. (1515–1586); bisweilen hält der Kleine eine Honigwabe, und Bienen fallen über den Räuber her. »So ist die Liebe«, verkündet (z.B. im Germanischen Nationalmuseum Nürnberg) eine lateinische Beischrift: »Süß und bitter zugleich«. Manche »Ruhende Venus« mag eine hochgestellte Dame darstellen wie etwa die berühmte ›Venus von Urbino‹ (Tizian, um 1540, Florenz, Uffizien), manche wurde für Auftraggeber gemalt, die sich etwas Erotisches in ihr Privatgemach hängen wollten, zum Beispiel Tizians ›Venus mit dem Orgelspieler‹ (um 1550, Gemäldegalerie Berlin- Tiergarten). In diesem Fall trägt der Organist vermutlich die Züge König Philipps II. von Spanien. Pauline Borghese ließ sich 1807 von Antonio Canova als Venus in Marmor meißeln (Galleria Borghese, Rom).
Der Affäre mit dem Kriegsgott hat Jacopo Robusti, genannt Tintoretto (1518–1594), eine originelle Variante abgewonnen: Da ist kein goldenes Netz, und so konnte Ares/Mars sich beim unerwarteten Erscheinen des gehörnten Ehemanns noch unter einem Tisch verstecken. Das wird ihm aber nichts nützen, denn ein Hündchen ist da und kläfft ihn an: ›Vulkan überrascht Venus und Mars‹ (Alte Pinakothek, München).
Der Kuriosität halber sei vermerkt, daß der Nürnberger Schusterpoet Hans Sachs 1568 die ›Gefengnus der Goettin Veneris mit dem Gott Marte‹ als Fastnachtsschwank in Verse und auf die Bühne brachte.

Who's who in der antiken Mythologie. 2013.

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